Interview in "medicos"
Der Wundheilungsverlauf ist zum einen abhängig von Art, Lokalisation und Grösse der Wunde. Andererseits wird er durch genetische sowie durch äussere Faktoren beeinflusst. Eine der häufigsten Störungen der Wundheilung ist die exzessive Narbenbildung in Form hypertropher Narben oder Keloide. Diese beiden müssen klar voneinander unterschieden werden:
Keloide
Keloide sind genetisch bedingte, überschiessende Narben, die über die ursprüngliche anatomische Grenze der Wunde hinausgehen und keine Tendenz zur Rückbildung zeigen.
Die Ursachen einer Keloidbildung sind noch nicht vollständig geklärt. Unbestritten ist eine genetische Disposition, wobei der Typ der Haut und die Farbe eine entscheidende Rolle spielen. Betroffen von einer überschiessenden Narbenbildung sind vornehmlich Personen mit sehr dunkler Hautfarbe auf der einen Seite, zum anderen Rothaarige mit heller Haut.
Hypertrophe Narben
Hypertrophe Narben stehen, wie Keloide, ebenfalls über das Hautniveau vor, gehen aber nicht über die Grenzen der ursprünglichen Wunde hinaus und bilden sich aufgrund ihres Selbstheilungspotenziales innerhalb von Monaten und Jahren zurück.
Hypertrophe Narben und Keloide können unterschiedlich aktiv sein. Starke Rötung mit sichtbarer Gefässzeichnung, Juckreiz, Schmerzen und Spannungsgefühl sind Zeichen einer erhöhten Aktivität. Es gibt Körperregionen mit erhöhter Hautspannung, wie beispielsweise über den Schultern oder im Dekolleté der Frau. In diesen Bereichen ist das Risiko für die Bildung hypertropher Narben grösser.
Atrophe Narben
Im Gegensatz zur überschiessenden Narbenbildung kann es in mechanisch beanspruchten Körperregionen wie Rücken und Knie zu atrophen Narben kommen. Diese sind verbreitert und zeigen oft eine Einsenkung unter das Hautniveau.
Einflussfaktoren Wundheilung
Neben der genetisch determinierten Wundheilung gibt es äussere Einflüsse, welche die Heilung bestimmen. Operationstechnische Faktoren wie Schnittführung, Nahttechnik und Nahtmaterial gehören dazu. Bei der Schnittführung ist darauf zu achten, dass diese in Richtung der Hautspaltlinien (skin tension lines) verläuft. Zugkräfte auf die Narbe können durch Unterbrechung der Schnittführung in gewinkelter Form vermindert werden. Bei der Planung der Hautinzision gilt zu bedenken, dass sich jede Wunde bei der Narbenbildung um etwa 15 Prozent verkürzt. Diese Tatsache kommt beispielsweise bei der Planung der Schnittführung für die Brustverkleinerung und die Bruststraffung zur Anwendung...
Zum vollständigen Interview von Dr. Bösch: